Ist Oval das neue Normal?

Ein Jahr Erfahrung mit ovalen Kettenblättern von absoluteBlack

„Probier es aus, mit einem ovalen Kettenblatt fährst du runder als mit einem runden Blatt!“

Das ist ein Satz, der mich schon vor einigen Jahren mehr verwirrt, als motiviert hat. Wieso zum Geier sollte ein ovales Kettenblatt mir helfen, mit einem runderen Tritt auf dem Bike? Obschon ich einige Kollegen habe, die damit super happy sind und davon schwärmen.

Durch unsere Partnerschaft mit Rasant und absoluteBlack kam dann die Chance und ich dachte mir „why not?“. Was kann schon Schlimmes passieren? Gesagt, getan. Laptop hochfahren, Warenkorb füllen und, Corona sei Dank, warten…

Nach einer leichten Bedenkfrist kam dann der langersehnte Umschlag! Warte: Umschlag? Kein Paket? Klar, die Dinger sind flach und leicht, ein Polstercouvert reicht da mehr als aus. In einem wunschschönen Gold schimmert das Kunstwerk aus Aluminium. Auf in die Werkstatt! Leider habe ich schnell festgestellt, dass mir das entsprechende Werkzeug fehlt, jedoch weiss ich, wo ich Werkzeug auftreiben kann. Somit: auf in den Bikeshop! Die Montage auf die Directmount Kurbel funktioniert schnell und easy. Kleiner Tipp: immer etwas Montagefett zwischen Kurbel und Kettenblatt, so verhindert man effektiv Knackgeräusche. Zurück zu Hause musste die Kurbel wieder ins Tretlager und anschliessend auf den Trail. „Nimm dir eine etwas entspannte Tour vor, nicht gleich übertreiben“ dachte ich mir, also steuere ich den Altberg an. Entspannte 370hm, welche mehr oder weniger konstant abgestrampelt werden.

Noch auf der Asphaltstrasse dachte ich mir, dass es eine richtig schlechte Idee war, das fühlt sich irgendwie kaputt an. Unrund, doof, komisch, läuft nicht, ich finde keinen Rythmus. „Komm, Augen zu und durch, Bruno sagte schon, es braucht einen Moment, um sich daran gewöhnen“. Irgendwann kam die Forststrasse und immernoch frage ich mich, wie man sich an das gewöhnen soll, ich komme kaum den Berg hoch, von wegen „es geht besser“… ein Blick nach hinten gibt mir aber Gewissheit: ich fahre 3 Gänge höher als normal! Also: Runterschalten. Und hoppala, läuft ja. Schnell merke ich, dass die Ovalität bei niedriger Kadenz sich super anfühlt und bei schneller Trittfrequenz das Hochschalten Sinn macht. Nach der Tour ist vor dem Waschen, also Bike an den Ständer und Gartenschlauch in die Hand, parallel lädt Strava schon mal die Daten der Tour. Und ich traue meinen Augen kaum: trotz dem ungewohnten Gefühl sind fast alle PR‘s auf den Uphills geknackt, und das ohne aktiv zu pushen. „Geil, bringt ja wirklich was!“ dachte ich mir, Geld gut investiert.

Auf den nächsten Touren wurde das Gefühl besser oder anders ausgedrückt unauffälliger. Die ersten Meter fühlen sich unrund an, nach wenigen Minuten ist es wieder vorbei. Nun nach einer Saison ist auch das Switchen auf runde Kettenblätter von meinen Kundenfahrrädern nicht mehr speziell. Leider ist nach der ersten Saison auch das erste Blatt durch mit seinem Lebenszyklus und im Winter kann aufgerüstet werden. Hierfür ein Tipp: mit einem neuen Blatt auch direkt eine neue Kette montieren, das verlängert das Leben des aB Kettenblattes enorm. Anfängerfehler, aber passiert.

Ist dies nun die Revolution für alle Biker der Welt? Eher nicht. Aber mit folgenden Infos könnt Ihr für euch entscheiden, ob ein ovales Kettenblatt das Richtige ist:

Ihr fahrt eine eher tiefe Trittfrequenz?

Habt Ihr Geduld, euch an ein neues Gefühl zu gewöhnen?

Kleine Unregelmässigkeiten im Uphill löst Ihr auch mal mit Kraft und nicht automatisch mit kleineren Gängen?

Habt Ihr alle Fragen mit Ja beantwortet? Dann sollte das aB Kettenblatt zu euch passen und es kann euch helfen, besser zu Klettern. Probiert es aus und vergesst nicht, dem Konzept etwas Eingewöhnungszeit zu geben.

Bericht von Marc Nyffeler, Kassier der SwissBikeCommunity